Abschied von Biplab Basu

Antirassismus & Flüchtlingsbewegung

Berlin / 15. April 2024

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Abschied von Biplab Basu

Der Menschenrechtsaktivist Biplab Basu, langjähriges Mitglied der Antirassistischen Initiative, Mitbegründer der Beratungsstelle ReachOut und der Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP), ist in der Nacht zum 14. März 2024 gestorben. „Biplab’s Engagement für eine gerechtere Welt, sein Humor und sein riesiges Herz behalten wir in Erinnerung. Gemeinsam wollen wir uns verabschieden“, so kündigt ReachOut die Gedenkfeier für Biplab Basu an. Sie findet statt am 15. April ab 17 Uhr im Nachbarschaftshaus in der Urbanstraße 21.
Von der DokumentationsStelle der Antirassistische Initiative haben wir einige Fotos aus der frühen Zeit von Biplab in Berlin erhalten, Freund*innen von Biplab, ReachOut und Fotografenkollegen haben weitere aktuelle Bilder beigetragen. Vielen Dank dafür!

„Am 14. März 2024 ist unser geliebter Freund, Bruder und Kollege, Biplab Basu, auf seine letzte Reise gegangen. Am 21. März nahm ReachOut im Kreise von Familie, Freund*innen und Wegbegleiter*innen Abschied. An unserer Seite stand Biplab als Mensch, Aktivist, Berater, Bürger- und Menschenrechtler. Biplab hatte eine Mission, die er jeden Tag mit Leidenschaft, notwendiger Wut und tiefer Freude verfolgte.

Biplab Basu ist 1951 in Indien zur Welt gekommen. Bereits als junger Mensch ist Biplab politisch aktiv. In Indien studiert er Geschichte und ist in kommunistischen Gruppen politisch organisiert. Wegen seiner politischen Aktivitäten gerät er für kurze Zeit in Haft.

1978 kommt Biplab Basu mit 28 Jahren nach Deutschland. Auch hier bleibt er ein politischer Mensch. Anfang der 1990er Jahre schließt er sich als Aktivist der Antirassistischen Initiative (ARIe.V.) an. Schon damals befasst er sich mit der institutionellen Gewalt rassistischer Polizeikontrollen: Racial Profiling abzuschaffen, wird ein Lebensthema bleiben. Auch für die damalige PDS ist Biplab Basu in dieser Zeit tätig.

Schließlich baut Biplab Basu ab 2001 unser Projekt „ReachOut“ mit auf. Hier streitet er als Berater bis zu seinem Tod für die Rechte und Würde unserer Ratsuchenden. Im November 2002 startet er mit weiteren Aktivist*innen die „Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt“ (KOP Berlin). Erst als Rechtshilfefond gegründet, wird die KOP bald zu einer Graswurzelbewegung im Kampf gegen rassistische Polizeigewalt und Racial Profiling in Deutschland, mit regionalen Ablegern in der gesamten Bundesrepublik. Mit der KOP und ReachOut kämpft Biplab als Bürgerrechtler auf allen Ebenen gegen institutionellen Rassismus in Polizei & Justiz – von der Nachbarschaft bis in die Parlamente, vom Kiez bis auf die internationale Bühne. Dabei steht er fest und unerschrocken an der Seite der Opfer von Rassismus.

2016 initiiert er mit der Kampagne „BAN- Racial Profiling“ ein Gutachten zur rassistischen Kontrollpraxis an sog. „kriminalitätsbelasteten Orten“. In diesem Gutachten und vielen weiteren Veröffentlichungen organisiert Biplab Widerstand gegen eine Polizei, die in ihrem Handeln die Verfassung verletzt. Mit der KOP bringt sich Biplab auch auf internationaler Ebene ein und arbeitete mit der UN-Konvention gegen Rassismus (CERD) und der Europäischen Kommission zur Beseitigung von Rassismus und Intoleranz (ECRI) zusammen.

2012 werden Biplab Basu und seine Tochter selbst Opfer von Racial Profiling, als zwei Polizeibeamte sie im Zug kontrollieren. Für Biplab war diese Kontrolle Anlass und Möglichkeit, die Praxis endlich auch auf höchster Ebene juristisch als strukturellen Rassismus anzugreifen. Als Deutsche Gerichte sich mit dem Fall nicht befassen wollen, zieht er vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR): Biplab Basu gegen die Bundesrepublik Deutschland. Biplab erhält Recht. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte, dass die Bundesrepublik gegen das Diskriminierungsverbot der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoßen hatte. Das Urteil Basu gegen Deutschland ist ein Meilenstein im Kampf gegen institutionellen Rassismus.

Biplabs Leben und seine Mission sind untrennbar miteinander verbunden und getragen von Liebe, Mitgefühl, Scharfsinnigkeit, Widerstandskraft und Humor. Biplab machte nie Feierabend. Er war überall zu finden, in Universitäten und Redaktionen, auf Kundgebungen und Demonstrationen, in Protestcamps und solidarischen Kiezen. Nie hielt ihn das davon ab zu tun, was er leidenschaftlich liebte: Menschen zu empowern und ihnen Mut zu machen. In seinem Leben hat Biplab so viele Menschen inspiriert und berührt. In unseren Herzen wird er weiter leben. Seine Leidenschaft im Kampf gegen Rassismus tragen wir weiter.
Rest in Power!“ – ReachOut –