Der Oranienplatz ein Gedenkort für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt.

Antirassismus & Flüchtlingsbewegung / Gesellschaft & Soziales

Berlin / 23.06.2021

Hier findest Du alle Bilder zu dieser Fotoreportage

Zur Bildergalerie

Der Oranienplatz - ein Gedenkort für die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt.

Am 28. August 2021 beschloss die BVV Friedrichshain-Kreuzberg ein Mahnmal in Gedenken an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt auf dem Oranienplatz als „Gedenkzeichen an seinem Ort und als solches anzuerkennen, es weder zu entfernen noch zu versetzen.“ Vor einem Jahr, am 26. September 2020, hatten Unbekannte das Mahnmal in Form einer Stele in Kreuzberg mitten auf dem Oranienplatz aufgebaut. An dieser bundesweit einmaligen Gedenkstätte wurde dann in den folgenden zwölf Monaten an die Namen und Geschichten der Gestorbenen, Getöteten, Ermordeten und in den Tod getriebenen Menschen erinnert, Blumen niedergelegt, Kerzen aufgestellt und Kundgebungen abgehalten. Die Initiative: „Wo ist unser Denkmal“ erhielt dafür den Silvio Meier Preis.

Das Mahnmal ist ein Ort des antirassistischen Widerstands, ein Ort der sowohl Trauer und Erinnerung als auch Kämpfe verbindet. Der Ort für das Denkmal, der Oranienplatz, ist gut gewählt:
Im Herbst des Jahres 2012 war der Oranienplatz das Ziel der für ihre Rechte demonstrierenden Geflüchteten, die nach einem vier Wochen dauernden und 600 Kilometer langem Protest-Marsch aus Würzburg kommend Berlin erreichten. Hier schlugen sie ihre Zelte auf und erklärten den Platz für besetzt und blieben eineinhalb Jahre lang.
Mit Unterstützung vieler politischer Gruppen konnten sie vom O-Platz aus ihre weiteren Aktionen planen und durchführen: Hungerstreik am Brandenburger Tor, Besetzung der Nigerianischen Botschaft, sogenannte Revolutionäre Bustouren zu anderen Städten, viele Demonstrationen und Kundgebungen. Durch die Initiative einiger Lokal-Politiker:innen mit entsprechender Begleitung durch die Presse wurden die Besetzer:innen nach eineinhalb Jahren bewusst getäuscht, belogen und gespalten, so dass dann eine Räumung mit Polizeigewalt möglich wurde.
Wenige Geflüchtete erkletterten Bäume und hielten bis zu 22 Tage lang einen Hungerstreik durch – andere besetzten die leerstehende Gerhard-Hauptmann-Schule in der Ohlauer Straße, die dann auch wieder gewaltvoll geräumt wurde.

Da die Existenz des Mahnmals „von unten“ auf sehr wackeligen Füßen stand, erstritt die Initiative „Wo ist unser Denkmal“ entsprechende Papiere – das Resultat ist der BVV-Beschluss.

Die Stele kann bleiben. Rassismus und Polizeigewalt sind dadurch noch lange nicht verschwunden

Auch in Kreuzberg sind rassistisch motivierte Polizeikontrollen mit willkürlichen Festnahmen, Körperverletzungen und psychischer Gewalt, Diskriminierungen und Schikanen durch Mitarbeiter:innen der Behörden, gewaltsame Abschiebungen von Schutzsuchenden und andere Formen der Entrechtung an der Tagesordnung. Es hängt auch von uns allen ab, dass diese Gewalttaten verhindert und die Täter:innen verurteilt werden.
ARI-Dokumentationsstelle