Häuserkampf und Bewegung

Video: "Aufgenommen!" - ein Musikclip

Berlin / 80er Jahre

30 Jahre Häuserkampf und Bewegung

Ein Musikvideoclip

Vom 9.-18. September 2011 fand in Berlin eine Veranstaltungswoche zur Geschichte der Hausbesetzungen und Mietkämpfe in Berlin statt. In dieser „Woche der Widerspenstigen“ schlugen Ex-BesetzerInnen aus den 80ern und jetzige AktivistInnen eine Brücke zwischen damals und heute. Vieles von dem, was die Bewegung in den 80er Jahren angetrieben hat, gewinnt zunehmend wieder an Bedeutung: sei es der Kampf um Freiräume oder der gegen Verdrängung und Spekulation.
“Aufgenommen!” lautet daher auch der Titel einer Fotoausstellung mit 85 Impressionen der Hausbesetzerbewegung 1980 – 1984 in Berlin. Während der Veranstaltungswoche wurde sie im Garten der ehemals besetzten Häuser am Fraenkelufer/Kohlfurter Straße gezeigt. Hier die Bilder als Musik-Videoclip.

Am 12.12.1980 räumte die Polizei in Kreuzberg eine Neubesetzung am Fränkelufer und ging massiv mit Tränengas und Knüppeln gegen Unterstützer_innen vor. In dieser Nacht entwickelten sich Krawalle, wie sie Kreuzberg schon lange nicht mehr erlebt hatte. Der 12.12. 1980 war der Startschuss einer neuen Ära der Hausbesetzer_innenbewegung. Innerhalb weniger Monate wurden berlinweit rund 160 Häuser besetzt. Das Heer von Spekulanten, das mit einer Unzahl von leerstehenden Altbauten einen Reibach machen wollte, wurde kollektiv zurückgeschlagen. Tausende Besetzer_innen, Mieter-Initiativen, Nachbarn, Projekte, Kollektive, zahlreiche Paten der Häuserbewegung – mehr oder weniger prominent – trugen dazu bei.
Tragischer Höhepunkt der Entwicklung war der 22. September 1981. Bei der Räumung acht besetzter Häuser trieb die Polizei Demonstranten in den fließenden Verkehr. Hierbei wurde Klaus-Jürgen Rattay auf der Potsdamer Straße von einem BVG-Bus totgefahren.
Es läuft eine lange Linie von den ersten Hausbesetzungen der siebziger Jahre über die Häuserkämpfe Anfang der 80er in West-Berlin und 1990/91 in Ost-Berlin (Mainzer Straße) bis in unsere Tage (Liebigstraße 14). In allen Ländern Europas gab und gibt es einen immer wieder aufflammenden Widerstand gegen Teuerung und Mietervertreibung, Stadtumwandlung und Gentrifizierung. Städte wie Amsterdam und London haben eine reichhaltige Geschichte der Hausbesetzungen. Waren es in Hamburg die Hafenstraße und das Gängeviertel, so haben in Berlin die Instandbesetzer eine vielseitige Kultur entfaltet mit Wandgemälden, Konzertveranstaltungen, Plakaten, Flugblättern und eigenen Zeitungen. Die Ausstellung in Berlin dient der Erinnerung an die historischen Ereignisse, ihre Fotograf_innen, aber auch der Auseinandersetzung mit der ungebrochenen Aktualität der dahinter stehenden Probleme der Stadtentwicklung.

Fotos: Michael Kipp, Manfred Kraft, Wolfgang Sünderhauf, Barbara Klemm, Ann-Christine Jansson, Peter Homann, J.P. Böning, Wolfgang Krolow, Christian Schulz, Ulrich Sauerwein, Thomas Leuner u.a.; Musik: Fehlfarben; Ein Video von Umbruch Bildarchiv 2011 (4’46 Min.)

Zu den Bildern der Ausstellung