Marsch für das Leben vs Burn the patriarchy

Emanzipationsbewegungen / Gesellschaft & Soziales

Berlin / 17.09.2022

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Marsch für das Leben vs Burn the Patriarchy

Am Nachmittag des 17. September 2022 zogen ca. 2.500 Abtreibungsgegner*innen beim sog. „Marsch für das Leben“ durch Berlin Mitte. Der Aufmarsch christlich fundamentalistischer Lebensschützer*innen stieß auch in diesem Jahr auf lautstarke Gegenproteste und Blockaden. Rund 800 Teilnehmer*innen demonstrierten bereits am Vormittag unter dem Motto „Burn the patriarchy“ für das Recht auf Abtreibung für alle, aufgerufen hatte das queer-feministische Bündnis What-the-Fuck. Um 12 Uhr startete ein weiterer Demozug vom Pariser Platz, organisiert vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung.

Vom What the fuck-Bündnis erhielten wir den nachfolgenden Bericht. Vielen Dank dafür!

Am 17.09.2022 um 10:30 Uhr zog eine große queer-feministische Demonstration mit 800 Teilnehmer*innen vom Potsdamer-Platz durch Berlin-Mitte zum Hauptbahnhof. Die Aktivist*innen forderten das Recht auf Abtreibung für alle, bezahlte Schwangerschaftsabbrüche, kostenlose Verhütungsmittel, Schwangerschaftsbegleitung zum Wohl der schwangeren Person und die Akzeptanz aller Geschlechter und sexueller Begehrensformen! Dabei setzten sie sich auch für einen reflektierten Umgang mit Pränataldiagnostik ein.

Wir, das queer-feministische Bündnis „What-the-Fuck?!“ hatte zur Demonstration aufgerufen, um sich gegen die AbtreibungsgegnerInnen vom sogenannten „Marsch für das Leben“ zu positionieren, die sich jedes Jahr in Berlin sammeln, um ihre antifeministische und queer-feindliche Ideologie auf die Straße zu tragen.

Der Auftakt des „Marsch für das Leben“ fand am Platz des 18. März statt, wo Alexandra Linder (Vorsitzende des „Bundesverband Lebensrecht“, der den Marsch organisiert) ihre Anfangworte hielt: „flächendeckende Hilfe im Schwangerschaftskonflikt, statt flächendeckende Abtreibung“. Das diese Vorstellung von Unterstützung schnell an Grenzen kommt: Abtreibung dürfe keine Option sein, wird bei ihr und anderen RednerInnen schnell deutlich. Außerdem ein großes Thema der Kundgebung der reaktionären „LebensschützerInnen“: das geschwächt sein durch die Streichung des Paragraphen 219a, nach dem nun über Abtreibungen öffentlich informiert werden darf. Auch wenn dies erfreulich ist, ihre Darstellung passt nicht zu den politischen Mehrheitsverhältnissen. Juristisch gilt heute leider noch immer, dass der Fötus und die schwangere Person jeweils gleichwertige Rechtssubjekte sind und ein Schwangerschaftsabbruch, grundsätzlich erstmal illegal.

Der Marsch wurde durch vielfältige Proteste immer wieder gestört. Einigen Aktivist*innen gelang es, die jährliche „Schweigeminute für ungeborenes Leben“ mit lauten Zwischenrufen zu stören. Es gab eine Blockade auf der Leipziger Straße, die von der Berliner Polizei brutal und hektisch geräumt wurde. Zudem waren viele queer-feministische Aktivist*innen durch lautstarken Protest an der Strecke und im Marsch selbst hör- und sichtbar. „Die TeilnehmerInnen vom Marsch für das Leben hatten keine ruhige Minute!“, berichtet eine Aktivist*in von der Gruppe „pink&silver“. Die Gruppe konnte mit Slogans, Tanzchoreografien und pink, silbernen Kostümen den Marsch immer wieder stören und alle Aufmerksamkeit auf sich lenken. – Ella Nowak –